Um den Jahreswechsel 2021/2022 wurde es in Wien für Dezember/Jänner ungewöhnlich warm, wir hatten zum Teil um die 15° C Außentemperatur am Silvestertag. Entsprechend erwärmt hat sich auch der Akku des am Straßenrand parkenden IONIQ 5. Diesen hatte ich bei meiner Rückreise aus Oberösterreich mit niedrigem SOC abgestellt und bewusst noch nicht geladen, damit ich bei einem Schnelllader mal verifizieren kann, wie sich die Ladeleistung bei etwas wärmerem Akku verhält. Gleich vorweg, die von Hyundai kommunizierten, bei Idealtemperaturen erreichbaren Werte über 200 kW Ladeleistung und innerhalb von ca. 18 Minuten von 10% auf 80% SOC erreichte ich nicht. Dennoch war der Ladevorgang nur ein paar Minuten langsamer als beworben.
Nochmal kurz in Erinnerung rufend, bei meinen ersten beiden Schnellladungen auf der Strecke nach Klagenfurt bzw. zurück, hatte es jeweils ca. Außentemperaturen knapp um den Gefrierpunkt (0 bis -1° C) bei entsprechend kaltem Akku (7-13° C Min-Max der jeweiligen Batteriemodule lt. Carscanner-App). Problematisch ist hierbei natürlich jeweils das kälteste Modul. Während der Fahrt erwärmt sich der Akku jedenfalls nicht, eher im Gegenteil, dieser kühlt sogar unter Umständen etwas ab. Es gibt jedoch Meldungen aus Deutschland, dass bei höheren Geschwindigkeiten, die in Österreich nicht erlaubt sind, der Akku im Winter sehr wohl relativ warm bzw. warm genug wird, um sofort die beworbene Leistung beim Schnellladen zu erbringen. In Österreich können wir nur auf wärmeres Wetter oder den Führerscheinverlust warten 🙂
Am 31.12.2021 ging es von Wien Nord nach Gaweinstal. Losgefahren bin ich mit einem SOC von 33% bei 14° Außentemperatur, der Akku hatte bereits wohlige 12-14° C (Min-Max), also weitaus bessere Werte als bei den winterlichen Ladevorgängen zuvor. Was sich hierbei auch gleich drastisch bemerkbar machte, war der viel geringere Verbrauch auf der Kurzstrecke durch die Stadt. Wo ich bisher bei ausgekühltem Akku mit Heizung immer so im Bereich 20-24 kWh/100km Verbrauch gelandet bin, fanden sich auf den ersten Kilometern noch innerhalb von Wien beeindruckende Werte von um die 14-18 kWh/100km. Was die Temperatur alles ausmacht. Wow! Das erinnert mich an die Verbrauchswerte beim Kona und lässt mich freudig den Frühling bzw. Sommer erwarten.
In etwa die Hälfte der Strecke ist Stadt bzw. Bundesstraße, danach ging es auf die Autobahn beim Knoten Eibesbrunn / Gerasdorf. Ab dort wird es auch relativ hügelig und geht immer wieder bergauf, wie am Höhenprofil erkennbar. Entsprechend ist auch der Verbrauch etwas gestiegen, aber das Endresultat lässt sich trotzdem sehen, nämlich 21,3 kWh/100km für die 37,3 km innerhalb von 42 Minuten Fahrzeit. Der SOC lag bei Ankunft bei 21% und einer angezeigten Restreichweite von 58km.
Auf der Strecke befindet sich die IONITY Hochleithen Ladestation, die ich bei der etwas rasanteren Rückfahrt im Sport-Modus und an der Grenze des Erlaubten auf dem kurzen Autobahnstück angefahren bin. Ich wollte somit einen noch niedrigeren SOC-Wert generieren. Angekommen bin ich mit 16% SOC bei 13° C Außentemperatur, nach 9,7km und 9 Minuten Fahrzeit mit einem Verbrauch von 32,3 kWh/100km – ich habe auch beim Autobahnzubringer Vollgas beschleunigt 😉
Der Akku hatte zu Ladebeginn eine Temperatur von ca. 15-17° C (Min-Max) und der IONIQ 5 zog bei IONITY gleich mal mit ca. 110 kW Ladeleistung davon – unendliche Weiten, von denen der Kona nur träumen konnte. Aber der IONIQ 5 kann das noch besser.
Bei 31% SOC herum vertrug der Akku für ein kurzes Zeitfenster sogar 184 kW Ladeleistung. Leider hat er das nur kurz gehalten und ist wenige Zeit später wieder auf niedrigere Werte abgesunken. Dennoch, diese 184 kW waren bisher der Höchstwert bei meinem IONIQ 5. Aber da geht noch mehr.
Bei 36% SOC fiel die Ladeleistung zurück auf 138 kW – jammern auf hohem Niveau. Bei 57% bis über 70% SOC zog der IONIQ 5 immer noch 120 kW. Nochmal zur Erinnerung, 2018 freute ich mich wie ein Kind, dass der Kona innerhalb von 16 Minuten von 40% auf 56% SOC ludt, da dies im Gegensatz zum vorigen Nissan Leaf mit 40 kWh Akku bereits ein Traum war. Jetzt fliegt das Raumschiff aber mit wahnsinniger Geschwindigkeit allen davon. Naja fast allen, wie sich dann später noch rausstellen soll.
Bei 78% SOC zog der IONIQ 5 lt. Display noch mit 104 kW. Abgebrochen habe ich dann bei genau 80% und die Ladestation selbst zeigte einen Wert von 92 kW an. Für diesen hohen SOC eigentlich ein traumhafter Wert. Der Akku hatte am Ende des Ladevorgangs eine Temperatur von 35-41° C. Mir wäre nicht aufgefallen, dass die Lüftungsklappen vorne aufgingen, aber muss zugeben, dass ich nicht explizit darauf geachtet habe.
Insgesamt hat der IONIQ 5 somit innerhalb von 23:31 Minuten geschlagene 49,626 kWh nachgeladen. Dies entspricht einer durchschnittlichen Ladeleistung von 126 kW – ein super Wert, der im Frühling bestimmt noch weiter raufgehen wird. Dennoch, von 16% auf 80% innerhalb von 23,5 Minuten finde ich einen großen Fortschritt im Vergleich zum Kona zuvor. Mit dieser nachgeladenen Kapazität kommt man dann wieder gute zusätzliche 200-240km bei den aktuellen Temperaturen und meinem Fahrprofil. Eine WC-Pause geht sich somit gerade noch für die nächste Etappe aus 😉
Hier nochmal der IONIQ 5 von seinen schönsten Seiten 🙂
Was ich zuvor schon angeteasert habe, es gibt E-Fahrzeuge, die noch schneller laden als der IONIQ 5 mit seiner für Hyundai neuen 800V-Ladetechnik. Nämlich den Porsche Taycan. Wie der Zufall so will, hat sich während meines Ladevorgangs ein in schwarz gekleideter Taycan neben mich gestellt und den IONIQ 5 – zumindest was die Ladeleistung anbelangt – alt aussehen lassen. Ich weiß natürlich nicht, wie der Taycan zuvor gefahren ist und wie warm der Akku war, aber Porsche hat hier bzgl. Ladetechnik anscheinend “alles richtig gemacht”.
Achja, weil ich zuletzt über das schlechte Navi bzw. eigentlich Kartenmaterial bei Hyundai gelästert habe. Auch Google leistet sich innerhalb von Wien manchmal Schnitzer. Wie auf folgendem Bild gut ersichtlich, sollte ich auch hier gegen die vorgeschriebene Fahrtrichtung fahren.
Was sonst noch bezüglich Hyundai-Navi aufgefallen ist, in Österreich gibt es ja IGL-100 Tempolimit-Zonen, bei denen E-Fahrzeuge schneller als die für Verbrenner erlaubten 100 km/h fahren dürfen (nämlich 130 km/h). Diese Ausnahme (er)kennt der IONIQ 5 nicht. Dafür fand ich bei meiner ersten Fahrt nach Klagenfurt besonders spannend, dass in der 100er Zone in der Gegend um die Raststation Zöbern auch “Achtung Glättegefahr” Schilder am Straßenrand stehen, die auf 80 km/h bei Schneefall/Regen beschränken. Dieses Symbol wird richtig erkannt und im Display mit Zusatzschild angezeigt und auch bei der Radarwarn-Funktion berücksichtigt. War nur blöd, es hat die Sonne gescheint, keiner (wie auch ich) ist 80 km/h sondern 100 km/h gefahren und der Radarwarner hat daher ständig gebimmelt 🙂 Ich schätze, dass die Funktionen zum automatischen Anpassen der Geschwindigkeit basierend auf den Verkehrstafeln auch auf 80 km/h umgeschaltet hätte.
In Kürze geht es nun auf zum Fahrsicherheitstraining beim ÖAMTC Teesdorf mit dem IONIQ 5. Das letzte hatte ich 2018 mit dem Nissan Leaf und hier dokumentiert.