Heute am 1.7.2018 habe ich die Sommeraktion (1+1 gratis) des ÖAMTC genutzt, um ein “Dynamik” Fahrsicherheitstraining mit unserem neuen Nissan Leaf zu absolvieren. Das letzte Training liegt bereits so lange in der Vergangenheit zurück, dass ich mich gar nicht mehr genau erinnern kann, wann dies stattgefunden hat – aber immerhin konnte ich mich noch an Teile erinnern, die der Instruktor heute wieder erläutert hat 🙂
Das Fahrsicherheitstraining habe ich in Teesdorf gebucht, obwohl dies knapp 100km von mir entfernt ist, da bei den anderen Zentren (also konkret Melk, alles andere wäre noch weiter weg) keine für mich passenden Termine dabei waren. Teesdorf ist für mich nicht unbekannt, wir sind zumindest einmal jährlich bei der Slalom-Staatsmeisterschaft als Funktionäre (aka Streckenposten) für den PSV Wien tätig, weshalb ich die Trainings-Strecke selbst auch relativ gut kenne.
Spannend war nun für mich, wie sich das neue Fahrzeug verhält und auch wie sich der Verbrauch auf der doch sehr fordernden Strecke mit Stop-and-Go und immer wieder starkem Beschleunigen entwickelt. Ich habe die gesamte An-/Abreise und Trainingsfahrt mit Leaf Spy mitgeloggt, um anderen E-Mobilisten Verbrauchswerte liefern zu können.
Bei meinem üblichen Fahrprofil mit relativem hohem Autobahnanteil (~70-80%) und einer Fahrgeschwindigkeit von ca. 120km/h lt. Tacho (~115km/h GPS) zeigt mir der Leaf aktuell üblicherweise eine Restreichweite von 230-240km an (natürlich auch abhängig von Wetter/Höhenprofil etc.). Sobald ich etwas mehr in der Stadt unterwegs bin, erhöht sich dieser errechnete Wert auf ~270-280km. Dies entspricht genau dem von Nissan angegebenen WLTP Wert. Wenn man hauptsächlich auf Bundesstraße oder im Stadtgebiet (oder sparsamer=langsamer auf der Autobahn als ich) fährt, schätze ich, dass noch höhere Reichweiten möglich sind. Ich bin aber jedenfalls super zufrieden 🙂
Nachdem es nach Teesdorf in eine Richtung alleine ca. 100km sind, war von vornherein klar, dass ich nachladen musste. Sehr vorbildlich ist das gut mit vielen Ladepunkten ausgestattete Fahrsicherheitszentrum in Teesdorf, bei dem einige 22kW und 11kW CEE-Dosen bzw. zahlreiche Schuko-Dosen vorhanden sind. Ich habe meine kleine mobile Wallbox (go-e Charger) immer im Kofferraum mit und hatte dort geplant mich an der 22kW / 32A CEE Dose anzuhängen, damit ich zumindest mit 6,6kW laden konnte. Hierzu fuhr ich auch etwas früher um ca. 7:15 Uhr (das Leaf Spy Log beginnt um 7:22 weil ich vergessen hatte die App zu starten…) als notwendig weg, da ich nicht wusste, welchen Puffer ich für die Strecke beim Training benötigte.
Ich hatte ein paar Wochen vor dem Training auch angerufen, um nachzufragen, ob ein Laden auch wirklich möglich sei. Die Dame an der Hotline hatte leider überhaupt keine Ahnung und sprach sogar noch davon, dass es dort gar nichts gäbe weil man noch nicht Themen wie Verrechnung usw. geklärt hätte. Nachdem ich aber wusste, dass man dort laden konnte, blieb ich hartnäckig, bis sie mich mit dem Standortleiter verbunden hat. Dieser war äußerst freundlich und bestätigte die auf goingelectric.de dokumentierten Ladepunkte und teilte mir mit, nach der Anmeldung nach einem Instruktor zu fragen, um vorab beim Schranken einfahren und laden zu dürfen.
Um ca. 08:25 bin ich nach kurzem Zwischenstopp auf einer Tankstelle, um ein kleines Frühstück zu kaufen, beim ÖAMTC angelangt. Die Instruktorin hat mich gebeten zum Schranken zu fahren und kurz zu warten, dann öffnet sie mir die Zufahrt. Zu meinem Erstaunen kam sie dann mit einem größeren Alu-Koffer und einer mobilen Wallbox zu meinem Fahrzeug:
Ich habe ihr mitgeteilt, dass ich meine eigene Wallbox mit habe und somit hat sie die Wallbox des ÖAMTC wieder mitgenommen für etwaige andere nachfolgende E-Fahrzeuge. Ich habe diese Information noch als Kommentar auf der goingelectric.de Seite hinterlassen – ein Laden ist dort somit für jedes Fahrzeug möglich (zumindest mit Typ2).
Nach anfänglichen Startschwierigkeiten mit dem go-e Charger mit der Meldung “Waiting for car” konnte ich dann ab ca. 8:45 Uhr den Leaf dazu bewegen, doch endlich zu laden. Ich kann jetzt nicht mehr sagen, ob das Herumspielen in der App oder Ein-/Ausstecken der Kabel etwas bewirkt hat, oder ich einfach vergessen hatte das Auto abzudrehen und er erst dann geladen hat oder mein Versuch über die Nissan App den Ladevorgang zu starten. Dies muss ich jedenfalls nochmals in Ruhe testen, damit ich beim nächsten Mal gleich ohne Verzögerungen laden kann.
Nach einem Frühstück und Erholung ging es um 09:50 Uhr in den Räumlichkeiten des ÖAMTC los mit ersten Informationen. Um ca. 10:50 bin ich dann wieder beim Auto gewesen, weshalb der Leaf in etwa 2h mit 6,6kW nachladen konnte. Genug Puffer für den heutigen Tag 🙂 Angezeigter SOC war 89% bei 227km Restreichweite basierend auf der Fahrt nach Teesdorf.
Zum Fahrsicherheitstraining selbst werde ich jetzt nicht viel schreiben, dies muss jeder mal selbst erlebt haben, um sein Auto besser kennenzulernen.
Das Wichtigste, das sich aber jeder aus so einem Training mitnehmen kann, ist, dass die Reifen das A&O des Fahrzeugs sind. Ohne einen guten Reifen ist man quasi verloren. Dies beginnt beim Profil aber auch beim Reifendruck, Alter usw. (4x4x4 Regel – 4 gleiche Reifen, max 4 Jahre alt, mind 4mm Profiltiefe).
Sehr einprägsam war das gezeigte Reifenschnittmodell, was passiert, wenn man mit zu wenig oder zu hohem Luftdruck fährt (um z.B. Reichweite zu sparen) – man büßt Bremsweg ein. Massiv. Die Bremstests der verschiedenen Fahrzeuge zeigten, was gute Reifen ausmachen. Manche kamen bereits nach einer halben Autolänge zum stehen, andere erst nach 3-4 Autolängen. Mit dem Leaf bin ich ca. 1,5-2 Autolängen über das Ziel (also Wasserfontänen-Hindernis) hinausgeschossen. Es sollten hierbei alle Fahrzeuge mit derselben Geschwindigkeit fahren. Meine Reifen (die Dunlop ab Werk) haben einen Druck von ca. 2,8 bar eingestellt.
Hierzu laut ÖAMTC auch besonders wichtig, den Reifendruck nur bei kaltem Reifen einzustellen! Ansonsten stimmt der Luftdruck dann wieder nicht, wenn sich der Reifen erwärmt.
Für mich spannend mitzunehmen war jedenfalls, dass der original Nissan Sommerreifen von Dunlop (ENASAVE EC300) aus meiner Sicht keine so gute Haftung bei Nässe hat. Für diesen Artikel habe ich kurz recherchiert, offenbar hat dieser nur ein “C” Rating bei Nässe. Das merkt man ihm an. Bei manchen Übungen stellte sich heraus, dass ab ca. 50-55km/h auf nasser Fahrbahn der Bremsweg so lange ist, dass ich es nicht schaffte, rechtzeitig stehen zu bleiben. Also in Zukunft lieber etwas langsamer, wenn es regnet oder der Reifen noch nass ist, wenn man eine Wasserlacke durchfahren hat!
Auf trockener Fahrbahn hingegen haftet das Teil sehr gut. Im Slalom konnte ich problemlos mit höheren Geschwindigkeiten fahren, ohne Angst haben zu müssen dass ich die Kontrolle des Wagens verliere.
Nach der ersten Trainingsetappe ging es um ca. 13 Uhr ab zum Mittagessen. Ich habe für diese Etappe den Boardcomputer zurückgesetzt, um den Verbrauch zu ermitteln. Ui 🙂 Durch das ständige Stop-And-Go und die stärkeren Beschleunigungen lag der Verbrauch bei 26,6kWh/100km für 22,6km Fahrt über den Parcours bei einem Schnitt von 12km/h. Die Außentemperatur war relativ kühl mit 14°, es schien aber die Sonne, weshalb es im Auto warm wurde. Die Klimaanlage habe ich jedoch nie verwendet, das Öffnen der Fenster hat ausgereicht und war sehr angenehm (am besten schließen wenn das Wasser kommt ;)). Bei heißeren Temperaturen und Nutzung der Klimaanlage würde sich der Verbrauch wohl noch weiter erhöhen.
Die Akkukapazität hat sich während dieser knapp 2h Trainingsfahrt von 89% auf 72% verringert. In der Mittagspause habe ich mich wieder angesteckt und während dieser einen Stunde hat sich der SOC wieder auf 85% erhöht. Angezeigte Restreichweite 208km.
Am Nachmittag wurde etwas schneller gefahren, hier konnte ich wohl auch mehr rekuperieren, weshalb der Verbrauch hier etwas niedriger, aber dennoch recht hoch war. Es wurde das Verhalten auf der Schleuderplatte, Aquaplaning usw. geübt. Zwischendurch bin ich auch des öfteren mal etwas schneller losgefahren, was man an den mitgeloggten Torque-Wert von 260-299nm ablesen kann 🙂
Bei der Schleuderplatte war es mit dem Elektroauto insofern spannend, dass man hier ja normalerweise auskuppeln soll, um eine Verlagerung des Autos nach vorne zu verhindern und so das Auto besser beim Ausbruch des Hecks steuern zu können. Ich habe hierzu deshalb auch mal eine Fahrt ohne e-Pedal im D-Modus unternommen und muss für mich sagen, dass ich kaum einen Unterschied gemerkt habe. Ich konnte das Auto auch trotz stärkerer Rekuperation (ich fahre normal immer im B-Modus und aktiviertem e-Pedal) gut steuern. Alles andere geübte war jetzt nicht wirklich Elektroauto-spezifisch, sondern wie erwähnt, hängt großteils von den Reifen und der eigenen Reaktionszeit ab.
Gegen 17 Uhr war das Training auf der Strecke zu Ende und wir fuhren zurück zum Gebäude, um die letzten Fragen stellen oder Anliegen loswerden zu können. Ich habe mich wieder kurz angesteckt, aber warum auch immer wollte die go-e diesmal nicht mit 6,6kW/32A sondern nur mit 3,6kW/16A laden. Nachdem diese Ladephase nur eine halbe Stunde dauerte (17:10 bis 17:40 Uhr), wurde daher kaum etwas nachgeladen 🙂
Mit den nun nur ~1,8kWh nachgeladenen Ladekapazität, erreichte ich eine Restreichweite von 159km bei einem SOC von 68%, sollte die 100km nach Hause also locker schaffen. Auf der Fahrt nach Hause hatte ich aufgrund der Sonneneinstrahlung und entsprechender Temperatur im Wagen ständig die Klimaanlage laufen, weshalb noch ein paar km Reichweite verloren gingen. Ich fahre übrigens seit einiger Zeit nur mehr im Standard- und nicht ECO Modus. Der Verbrauch ist wirklich der gleiche, wenn man das Strompedal sanft bedient 🙂 für die Stadt finde ich aber die Möglichkeit spritziger anzufahren in manchen Situationen besser/sicherer (und ich meine jetzt nicht Ampelstarts ;)) weil das Auto sofort reagiert und nicht so schwammig verzögert wie im ECO Modus.
Ein Tipp noch. Das Wasser, mit dem die Fahrzeuge dort ständig in Kontakt kommen, ist äußerst kalkhaltig, weshalb der Instruktor gegen Schluss meinte, er empfiehlt die beiden Tankstellen in der Nähe, welche in der Waschstraße zusätzlichen Kalklöser beimengen, wenn man erwähnt, dass man vom ÖAMTC kommt 🙂 Ich dachte, ich spare mir das und reinige in Grafenwörth dann mit dem Hochdruckreiniger (auch weil ich mir nicht sicher bin, ob die Folierung in der Waschstraße wirklich hält…). Aber gebracht hat dies jedenfalls kaum etwas und ich musste daher daheim nochmal extra per Hand alles reinigen. Also – vor dem Training zu waschen bringt gar nichts, und am besten nachher wirklich zu den Waschanlagen dort, um das Auto vom Kalk zu befreien, der sich sonst im Lack “verewigt” und je länger man wartet, desto schlechter zu entfernen ist.
Die Fahrstrecke nach Hause (bzw. etwas weiter über Grafenwörth) konnte ich mit einem Schnitt von 16,4kWh/100km fahren bei 80km/h Durchschnittsgeschwindigkeit. Hier kam die Fahrt durch Wien, bzw. die 100er Begrenzung ab Vösendorf dem niedrigeren Verbrauch zu Gute. Üblicherweise habe ich von Wien nach Hause ~17,5kWh/h Verbrauch. Angekommen bin ich mit 39km Restreichweite. Wenn man von der angezeigten Restreichweite von 159km ausgeht bei 39km Rest und gefahreren ~103km, dürften wohl die fehlenden ~16km der Klimaanlage und der Fahrstrecke geschuldet sein (Höhenprofil).
Den zweiten Boardcomputer hatte ich in der Früh ebenfalls zurückgesetzt. Für den gesamten heutigen Tag habe ich 252km zurückgelegt bei einem Verbrauch von 18,3kWh/100km:
Die Akku-Temperatur hielt sich in Grenzen und lag den ganzen Tag über im normalen Bereich zw. 30-36°.
Alles in allem ein sehr lehrreicher Tag und es ist wirklich jedem zu empfehlen, ein derartiges Training durchzuführen, um das eigene Auto besser kennenzulernen.
Und jetzt warte ich auf die Emails vom ÖAMTC mit den Fotos beim Durchfahren der Schleuderplatte 🙂 Man erhält nämlich zu Beginn des Trainings einen Sticker mit einer integrierten Antenne. Wenn man diesen am Auto anbringt, erteilt man dem ÖAMTC somit die Erlaubnis die somit dort gemachten Fotos zuzuschicken.
Zuguterletzt noch die etwas abgespeckte Leaf Spy Log Datei des heutigen Tages.