Kona EV: 20.000 km auf dem Asphalt

Gleich mal vorweg, dieser Artikel ist quasi eine Zusammenfassung der letzten Monate ohne roten Faden bzw. was sich in der Zwischenzeit Relevantes getan hat.

Ich bin mit dem Hyundai Kona Elektro immer noch sehr zufrieden. Die in meinen Artikeln bisher aufgezählten kleineren, negativen Dinge bleiben weiter bestehen, trüben aber den Gesamteindruck nicht. Der Kona ist trotz seiner Bauform ein ziemlich sparsames bzw. effizientes Fahrzeug und erlaubt je nach Fahrstil bzw. Fahrstrecke & Wetter entsprechend hohe alltagstaugliche Reichweiten. Eine Akku-Größe zwischen 60-80kWh finde ich optimal bzw. absolut ausreichend – sofern das Fahrzeug entsprechend effizient ist (für den Audi e-tron oder Jaguar I-Pace mag das wohl eher nicht zutreffen 😉 die sind aber natürlich ein anderes Kaliber) und wenn dieses mit ausreichend performanter Schnelllademöglichkeit gepaart ist. Die Diskussion von manchen Verbrennerfahrern, wie z.B. “erst wenn die EVs 1000km am Stück fahren können, steige ich um” halte ich für weniger ökologisch sinnvoll, da aus eigener Erfahrung nach spätestens 2h Fahrzeit bzw. 150-200km Strecke sowieso eine Pause notwendig ist und dafür ein kleinerer Akku ausreicht. Natürlich muss es auch einen entsprechenden Ausbau der Ladeinfrastruktur geben, was aber auch seit Jahren umgesetzt wird, für jene die häufiger weitere Strecken fahren.

Langstrecken per se fahre ich aber so gut wie nie, die letzten 20000km innerhalb des vergangenen Jahres habe ich mich nur im Raum Wien, Niederösterreich, Oberösterreich bzw. Steiermark / Kärnten und Ungarn bewegt. Alles war innerhalb einer Akkuladung bis zum Ziel inkl. ausreichend Puffer erreichbar. Ich musste mich die letzten Wochen dann aber schon etwas zurückhalten, damit ich nicht zu weit über die im Mietvertrag vereinbarten 20000km drüberkomme (derzeit bin ich bei 20600km nach exakt einem Jahr) 😉

20000km am 1.11.2019 erreicht (Fahrzeug am 7.11.2018 erhalten)

Ich fahre regelmäßig die Strecke Wien – Linz (210km eine Richtung) und lade immer in St. Valentin bei Ionity zwischen. Meist komme ich hier zw. 30 und 40% SOC an und bleibe ca. 15-25min – das reicht aus um aufs WC zu gehen und kurz meine Mails zu checken bzw. eine Kleinigkeit zu essen. Die hier geladene Menge (je nach Außen-/Akkutemperatur bzw. Ladekurve) reicht dann wieder für ~100km – grob gerechnet erhalte ich meist 1 kWh pro Minute. Siehe auch meinen Folgeartikel, der die einzelnen Ladungen des vergangenen Jahres dokumentiert. Dadurch ist die Rückfahrt auch problemlos möglich, ohne in Linz zwischenladen zu müssen, was für mich persönlich seit ein paar Monaten nämlich etwas verkompliziert bzw. unmöglich gemacht wurde.

Leider hat die Linz AG nämlich ein paar AC-Destinationcharger, die ich bisher häufig genutzt habe, für andere Zwecke (TIM e-Carsharing) umgebaut und diese sind für die Öffentlichkeit nicht mehr nutzbar. Dafür stehen dort nun hauptsächlich die TIM VW e-Golfs herum. Jedesmal wenn ich dort war, waren die ungenutzt, ob sich das rentiert kann ich nicht beurteilen. Ich habe dazu eine etwas ambivalente Meinung 🙂 Die Linz AG hat nun mehrere öffentliche Ladepunkte weniger, die bisher gut genutzt wurden (nicht nur durch mich, auch viele Renault Zoes standen immer dort), andererseits wird Elektromobiltät durch das e-Carsharing auch einer anderen Zielgruppe zugänglich, was ich grundsätzlich befürworte. Den Nutzen hab ich aber noch nicht ganz durchschaut, wenn jemand kein Auto hat, muss er zuerst dort irgendwie hinkommen, um das Auto abzuholen, die Erledigungen durchzuführen, die das Auto benötigen, z.B. Großeinkauf, alles daheim abliefern und dann das TIM-Fahrzeug wieder zur Linz AG zurückbringen?

TIM e-Carsharing in Linz

Auf der Strecke Wien – Linz befindet sich auch eine IGL-100 Zone, die ja seit heuer Juli von Elektroautos anstatt 100km/h mit 130km/h befahren werden darf, sofern man ein Kennzeichen mit grüner Schrift (für E-Autos) hat. Meine bisherigen Erlebnisse dort waren, dass viele Verbrenner sich nicht an die 100km/h Grenze halten und trotzdem 130km/h fahren. Oder auch der Fall, dass viele die linke Spur mit 100km/h blockieren. Selten kam es vor, dass ich mit 130km/h fahren konnte. Hier ist besonders erwähnenswert, dass die Radarstationen dann natürlich auslösen. Aber anstatt den Bescheid auszusortieren, wird dieser zugestellt, sehr zum Ärgernis der Firma Instadrive, bei welchem das Fahrzeug gemietet ist, da diese bei deren zahlreiche Kunden hierzu einen unnötigen hohen Aufwand haben.

Ungefähr zur Halbzeit meiner gesamten Fahrstrecke habe ich den Boardcomputer zurückgesetzt. Seither lag mein Durchschnittsverbrauch bei 17 kWh/100km für die 9578 im normalen (nicht ECO) Modus gefahrenen Kilometer innerhalb von 61h 58 Minuten. Im Winter wird dieser Schnitt wohl wieder etwas ansteigen.

Ansonsten, im Durchschnitt ergibt sich bei meiner Fahrweise (eher spritzig bzw. trotzdem sehr vorausschauend bzgl. Rekuperation und auf Autobahnen entsprechend der Limits) und Fahrprofil/-strecke im Sommer ein ungefährer Verbrauch von 16-18kWh/100km für Autobahnfahrten bzw. in der Stadt zwischen 10-13kWh/100km. Fahrten auf der Landstraße habe ich verhältnismäßig kaum. Im letzten Winter lag ich bei den weiteren Strecken zw. 18 und 23kWh/100km bzw. bei den Kurzstrecken in der Stadt relativ unterschiedlich zw. 13 und 20kWh/100km, je nachdem ob die Heizung notwendig war oder Sitz- und Lenkradheizung ausreichten.

Spannend ist nun mit dem Kona Elektro auch, dass bei mir eine Art unnötige Reichweitenangst entstanden ist, wenn am Display die Reichweitenanzeige zweistellig wird, obwohl dies beim Leaf an der Tagesordnung war und hier auch ohne Weiteres/”Ängste” bis zum Ende gefahren wurde. Mit dem Kona suche ich nun viel rascher die Ladestationen auf. Dies könnte aber wohl auch damit zusammenhängen, dass ich in Wien mit dem Kona nun keine Lademöglichkeit mehr zu Hause habe, und somit jede Lademöglichkeit “mitnehme”, die ich bekomme. Im Sommer ist meine Firma übersiedelt und ich habe dort nun auch eine halböffentliche Lademöglichkeit in der Tiefgarage, was besonders hilfreich ist – zumindest momentan noch, bis dort mehr E-Fahrzeuge laden wollen. Ansonsten habe ich in Wien in meiner Straße auch eine City-Ladestation bzw. kann bei diversen Einkaufszentren auch immer wieder kostenlos nachladen. Auffällig ist auch, dass ich vermehrt das Auto verwende, um in die Innenstadt zu fahren, weil oder damit ich dort dann parallel zum Termin oder zur Freizeitbeschäftigung nachladen kann.

Inzwischen sinkt die im Boardcomputer angezeigte Maximalreichweite bei 100% Ladestand (SOC) wieder, derzeit sind es ca. 360km. Waren im Sommer noch 400-450km Reichweite bei meiner Fahrweise bzw. Fahrprofil (mit ca. 70-80% Autobahnanteil) möglich, sind es jetzt im Spätherbst/Winter um die 300-360km Reichweite. Des Weiteren reduziert sich auch wieder die Ladegeschwindigkeit, zuletzt bei Ionity bemerkt. Bei einer Außentemperatur von 4°C und Batterietemperatur von 25°C nach ca. 2h Autobahnfahrt (im normalen Modus), war bei 34% SOC nur ca. 50kW Ladeleistung möglich. Nach einer Weile stieg diese etwas an, aber die im Sommer dort erreichten 74kW sind nun wieder in weiter Ferne. Dies bedeutet dann letztendlich bei Minutentarifen erhöhte Kosten, weshalb wohl insbesondere im Winter reine kWh-basierte Tarife definitiv von Vorteil sind. Mehr dazu in einem nachfolgenden Artikel.

Im Sommer bzw. auch im Winter möchte ich die Sitzlüftung bzw. Sitzheizung nicht mehr missen. Der Leaf hatte ja keine Lüftung und diese finde ich nun äußerst praktisch 🙂 Die Heizung des Kona EV ist generell top, innerhalb kurzer Zeit wird es sehr warm, ein Vorheizen ist hier bestimmt nicht notwendig (bzw. nachdem ich normalerweise in einer Tiefgarage parke, bei mir sowieso nicht).

Die weiteste gefahrene Strecke war im Sommer nach Kärnten zum Klopeiner See. Diese Fahrt wäre sich auch am Stück locker ausgegangen, aber aufgrund fehlender Lademöglichkeit direkt vor Ort, habe ich am Weg bei Ionity nachgeladen (WC war auch sowieso notwendig ;)), um dann vor Ort auch ausreichend Puffer für kleinere Ausflüge zu haben. Die Ionity Schnelllader werden momentan sehr stark ausgebaut, was äußerst erfreulich ist, da der Kona bei niedrigem SOC doch relativ schnell laden kann (insb. im Vergleich zu meinem alten 40 kWh Leaf).

Inzwischen habe ich seit einigen Wochen wieder die Winterreifen für den Kona Elektro (Continental WinterContact TS 860) und auch wenn sie etwas lauter sind als die Sommerreifen, bin ich sehr froh darüber. Die original Nexen Sommerreifen sind die schlechtesten Reifen, die ich je hatte. Bei Regen haften die gar nicht und hier habe ich ständig Angst bzw. das Gefühl in Kurven zu rutschen, auch bei gemäßigtem Tempo, eine Notbremsung möchte ich damit nie erleben. Bei Trockenheit quietschen sie häufig und so wild fahr ich auch wieder nicht 🙂 selbst im Kreisverkehr, und beim etwas sportlicheren Wegfahren. Oft drehen die Reifen durch, auch wenn man z.B. bei 70km/h zum Überholen etwas stärker aufs Strompedal tritt. Nachdem das Auto bei mir aber gemietet ist, bleibt mir nichts anderes übrig, als sie schnell abzufahren 🙂

Zwei negative Dinge noch zum Schluss. Die Fernlichtautomatik finde ich persönlich ungeeignet, oder ich bin vermutlich zu blöd diese korrekt zu verwenden. Fahre eher selten in der Nacht (außer in der Stadt) und verwende das Fernlicht daher kaum, aber wo es notwendig war, kam es bisher immer vor, dass ich andere mit der Lichthupe geblendet oder irritiert habe, weil diese blöde Automatik entweder zu spät oder nicht abblendete (insbesondere bei LKW-Fahrern, die ja höher sitzen) und ich manuell eingreifen musste oder die Automatik sonstige Späße aufführte – hatte z.B. bei einer Fahrt/Annäherung zum Ortsgebiet Reflexionen von der Ortstafel und der Kona hat dann 2-3 Mal in ganz kurzem Abstand das Fernlicht ein- und ausgeschaltet (blitz blitz blitz).

Ein weiterer Punkt, der hoffentlich nur ein Software-Bug ist, ich habe regelmäßig die Meldungen “keep hands on steering wheel”, also dass ich meine Hände am Lenkrad lassen soll. Diese Meldung kommt normalerweise, wenn man mit den Spurehalte-/-folge-Assistenten fährt. Bei mir tauchen diese Meldungen aber auch ab und zu auf, wenn ich normal fahre, sogar in Kurven, wo ich definitiv lenke… Ich hoffe, dass es bei diesen Meldungen bleibt. Wäre ein super Bug, wenn das Auto sich dann nicht mehr fahren lässt, wenn die Lenkrad/Handerkennung nicht mehr funktioniert.

Damit ich aber nicht mit etwas Negativem aufhöre, hier noch einige Impressionen des Jahres, die es aus zeitlichen Gründen nicht für einen ganzen Artikel geschafft haben, bzgl. Reichweiten oder Ausflüge 🙂