Probefahrt-Tagebuch: Auf Nachfolgersuche für den IONIQ 5

Im vorangegangenen Blog Post schrieb ich über die Vorzüge und für mich potenzielle Nachteile des Hyundai IONIQ 5. Im Jahr 2024 bzw. 2025 hatte ich mehrere Probefahrten und Recherchen durchgeführt, welches Elektrofahrzeug (etwas Anderes kommt natürlich nicht mehr ins Haus nach acht Jahren mit rein elektrischem Antrieb) nun den IONIQ 5 ablösen soll.

Hier nochmal meine wichtigsten Eckpunkte für die Entscheidung:

  • DC Schnellladefähigkeit im top Segment ähnlich zu IONIQ 5
    • Maximal eine Spur langsamer als bei der 800V Plattform von Hyundai. Nachdem ich nur öffentlich laden kann, nehme ich beim Einkauf an den HPC Chargern immer möglichst viel “Ladung” mit. Und ja liebe Anbieter, eine 11 kW AC-Ladestation für einen Supermarkt im Gewerbegebiet könnt ihr euch sparen 😉 das ist kein Destination Charger und für 5 kWh während des Einkaufs zahlt sich das Anstecken gar nicht aus (noch dazu, wo die meisten Parkplätze an Supermärkten auf 1h Parkzeit begrenzt sind – wer soll das denn bitte wirklich sinnvoll nutzen?). Hier im Raum Tulln gibt es zum Glück genügend Supermärkte, die mitgedacht haben, und auch 150 kW Charger anbieten. Dann wird eben auch nur mehr dort eingekauft und die anderen erst gar nicht mehr angefahren.
Screenshot vom goingelectric.de Ladestationen Verzeichnis, Filter auf >= 150 kW CCS für Raum Tulln, Niederösterreich (https://www.goingelectric.de/stromtankstellen/)
  • Größe / Platzangebot ähnlich IONIQ 5
    • Es soll kein kleineres Fahrzeug wie der z.B. Hyundai Kona/Kia EV3 sein, aber auch keine 5m Schlitten wie der VW ID7. Wir sind hier weiterhin im kompakten C-SUV Segment, was für mich in Sachen Innenraumangebot / Kofferraumgröße und doch nicht zu viel Platz auf der Straße wie ein großer SUV, einen guten Kompromiss darstellt.
  • Antrieb / Leistung
    • Auch wenn ich häufig im ECO Modus fahre, möchte ich trotzdem die Leistung und insbesondere AWD (Allwheel-drive) haben. Wenn sonst nichts verfügbar ist, dann zumindest ähnlich gute Beschleunigung im Bereich 5-7s.
  • Effizienz
    • Der IONIQ 5 ist trotz Wandschrank-Architektur relativ effizient, wenn man auf der Autobahn nicht Vollgas fährt. Üblicherweise bin ich mit 120km/h Richtwert (nicht Durchschnitt) auf der Autobahn unterwegs und dann ist alles gut im Rahmen für entsprechende Etappen. Das Nachfolger-Fahrzeug sollte ähnlich gut sein, viel schlechter würde ich aufgrund der Ladekosten nicht unbedingt akzeptieren.
  • Technische Gimmicks / Ausstattung
    • V2L – nice to have, aber kein unbedingtes Muss.
    • Dashboard/Display vorne, nahezu ein Muss, ansonsten unbedingt ein Head-Up Display (HUD).
    • Ausreichend gute Soundanlage, sodass man auch hinten etwas hört.
  • Preis 🙂

Was gibt es dann nun in der engeren Auswahl?

Kurz – folgende Probefahrten habe ich durchgeführt, bzw. die Fahrzeuge etwas näher betrachtet. Diese Probefahrten sind jetzt kein vollständiges Review, sondern decken nur meine persönliche Einschätzung über das Fahrzeug ab, ob ich damit die nächsten Jahre zufrieden sein kann.

Die MEB-Familie von VW hatte ich aufgrund der eher schlechten Ladeperformance ursprünglich schon ausgeschlossen. Mit APP550 wurde das zwar etwas besser, aber die neuen Ladekurven von ID4/ID5 bzw. Cupra Tavascan überzeugten mich jetzt trotzdem nicht vollständig. Skoda Enyaq hatte ich auch nicht mehr näher am Schirm, weil die Preise auf der Homepage für meine gewünschte Ausstattung auch zu hoch waren und generell, den gabs 2020/2021 schon als “Alternative” zum IONIQ 5 und wirkt inzwischen altbacken. Dennoch habe ich den Ford Capri probegefahren, der für mich noch am modernsten schien bezüglich Aussehen und gleichzeitig am leistbarsten bezüglich Ausstattung, und auch auf der MEB Plattform aufbaut.

Ford Capri

Die Probefahrt des Ford Capri fand Ende Mai 2025 bei Ford Wien West (MVC Motors Wien 1140) statt.

Sofort auffällig beim Ford Capri (Details auf evkx.net) ist das große, hochkant montierte und etwas schräg nach unten/oben verschiebbare Display auf der Mittelkonsole. Es wird beworben mit einem “versteckten” Fach, aber für mich persönlich war alles irgendwie viel zu weit unten angesiedelt. Der Blick seitlich runter aufs Navi war dann eher mehr ablenkend, trotz des großen Displays. Die Kofferraumgröße schien ok, etwas kleiner als beim IONIQ 5, aber wäre noch im Rahmen gewesen, Frunk gibt es hier bei Ford keinen bzw. generell der MEB-Familie nicht soweit ich weiß. Die Sitze waren bequem und auch die kurze Probefahrt an sich sehr angenehm. Für einen Test der Assistenzsysteme war die verfügbare Zeit aber zu kurz. Los ging es mit einem Ladestand von 91% um 11 Uhr. Die Fahrt dauerte 32min, bei einer Strecke von 37 km Richtung Pressbaum über die Autobahn und ich habe dort direkt beim Kreisverkehr der Autobahnabfahrt wieder umgedreht. Der Geschwindigkeitsdurchschnitt lag bei 69 km/h und einem Verbrauch von 19,5 kWh/100km bei sommerlichen Temperaturen.

Ich bin übrigens die exakt gleiche Strecke mit meinem IONIQ 5 anschließend gefahren. Mit gleichem Fahrstil lag ich dort bei 19,1 kWh/100km – also alles im Rahmen der Unschärfe. Der Capri wäre somit ausreichend effizient 🙂

Die Ladezeit liegt beim Capri von 10-80% bei ca. 26min. Ein ganz passabler Wert. Wenn der Preis top gewesen wäre, könnte man noch darüber reden (war er aber damals leider nicht), V2L gibt es hier auch nicht. Generell war mir dann die Technik zu veraltet für das Gebotene und letztlich hat mich damals dann das Gesamtpaket mit Ausstattung vs. Preis nicht überzeugt.

Eckdaten der Probefahrt laut Display (habe ich zuvor bei der Abfahrt zurückgesetzt)

Hier noch ein paar weitere Fotos vom Fahrzeug, falls jemand noch ein paar Detailaufnahmen benötigt. Der Touchbereich für die Lautstärkeregelung unterhalb des Displays auf der Mittelkonsole wirkt etwas deplatziert, und wie ein alter CD-Slot 😀

Smart #5

Der Smart #5 (Details wieder auf evkx.net) ist technisch gesehen ein sehr interessantes Auto. Super Ladegeschwindigkeit, riesiger und sehr hochwertig anmutender Innenraum (zumindest in der Brabus Ausstattung, die ich zur Probefahrt beim Autohaus Hummel in Tulln hatte). Der erste optische Eindruck von innen war umwerfend, im Vergleich kommend vom vielen Hartplastik im IONIQ 5, vielleicht auch wegen der beiden großen, hochauflösenden Displays in der Mitte bzw. für den Beifahrer. Auch belüftete Wireless Charger gibt es für zwei Handys, das fehlt beim IONIQ 5 definitiv und ist nicht nutzbar bei mir, weil das Handy immer überhitzt. Eine Belüftung gibt es auch im Ablagefach der Mittelkonsole. V2L kann er auch. Smart.

Vom Platz innen her hatte ich trotzdem irgendwie etwas weniger Raumgefühl als beim IONIQ 5 und der Kofferraum ist viel zu klein geraten für das von außen riesig wirkende Schlachtschiff. Da gibt es definitiv für mich einen Minuspunkt, auch wenn dafür ein großer Frunk mit 47 Litern Kapazität existiert. Der Kofferraum ist nicht so breit und es fällt sofort beim Öffnen auf, weil durch die Karosserie/Form anscheinend einiges innen verloren geht. Wenn man den Einlageboden im Kofferraum entfernt und den größeren Frunk rechnet, kommt aber wieder fast das gleiche Volumen raus.

Smart bietet ein paar Austattungslinien mit unterschiedlichen Features an. Nachdem ich unbedingt AWD wollte, blieb letztlich eigentlich nur der Brabus in der Top Ausstattung übrig. Irgendwas fehlte mir bei den anderen Ausstattungen immer, sei es mal das Matrix LED, oder die bessere Soundanlage. Preislich dürfte sich in der Zwischenzeit auch sogar noch etwas verändert haben (leider nach oben). Zuvor war der Brabus mal mit ca. 850 Euro monatlich inkl. Versicherung und Wartungspaket zu haben, aktuell steht auf der Webseite 944 Euro.

Abgesehen vom Preis, ist der Smart #5 für mich jedoch vor allem weggefallen durch die Optik von außen. Der Wagen ist einfach… unschön. Mir gefällt dieses boxige Design überhaupt nicht und damit könnte ich nicht herumfahren, erinnert mich irgendwie an Fiat Multipla, ok Scherz, nicht ganz, aber gefällt nicht. Und die teure Brabus Top Ausstattung wollte ich eigentlich nicht unbedingt haben, wenn es die anderen Pakete etwas besser ausgestattet geben würde. Ich schaue ja auch nicht zum IONIQ 5 N (ok doch, aber nicht preislich ;)). Klar, die Beschleunigung ist brachial, aber die Masse des Autos war da selbst auf der Geraden bei einem kurzen Beschleunigungstest nicht mehr ganz spurstabil finde ich.

Hier zwei Galerien, einmal von Ende April vom schwarzen Brabus Aussteller. Später Anfang Juni nach dem offiziellen Marktstart erfolgte dann die Probefahrt mit einer weißen Variante.

Die Probefahrt führte vom Autohaus Hummel nach Krems über die Autobahn und dazwischen die Zubringerstraßen/Landesstraßen bzw. durch Tulln. Die Gesamtstrecke (hin und retour) war 83,9km bei einem Verbrauch von 21.8 kWh/100km und einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 74 km/h. Bei der Teilstrecke von 38,2km lag der Gesamtverbrauch laut Display bei 8,3 kWh, die Rückfahrt 9,8 kWh, also 18,1 kWh auf knapp 84km. Ich habe für diese Strecke derzeit keine Vergleichswerte mit dem IONIQ 5, aber der Verbrauch gesamt bzw. auch innerorts war definitiv weniger effizient. Die Fotos liefern auch einen Vergleich direkt mit dem IONIQ 5 bezüglich der Größe / Außenansicht und ein paar Maße für den Kofferraum.

Hier noch ein paar Fotos der auch dort beim Autohaus Hummel ausgestellten Summit Edition des Smart #5 in diesem speziellen Grünton “Terra Green Matte”.

BYD Sealion 7

Den BYD hatte ich auch schon länger am Radar, unter anderem sogar in der Nähe direkt in Tulln bei Autohaus Pfaller. Ich finde optisch ist der Sealion 7 echt beeindruckend schnittig und sportlich gebaut und gefällt mir von allen bisher getesteten Fahrzeugen auch außen und innen bisher am besten. Auch besser als der IONIQ 5. Im Innenraum ist alles recht hochwertig und gemütlich und der Kofferraum ist auch groß genug, das Fahrzeug bietet alle technischen Hilfsmittel und sogar V2L. Leider ist nur die Handyschale für den Fahrer belüftet, aber immerhin. Die Ladezeiten sind zumindest in der “Excellence” / AWD Ausstattung (mit HUD) akzeptabel. Beworben werden derzeit 30-80% in 18min. Von 10-80% gönnt er sich ca. 23-24min laut evkx.net. Die Ladekurve selbst ist ebenfalls ganz in Ordnung und fällt erst ab ca. 70% etwas weiter ab. Der Innenraum bietet auch neben dem großen Display noch ein paar Tasten, aber nicht ganz so viele wie bei Hyundai.

Ich hatte mir das Fahrzeug bereits im Mai 2025 mal etwas näher angesehen (von außen/innen), aber erst später eine Probefahrt im Winter durchgeführt. Bisher hatte ich nur gelesen, dass der Sealion 7 leider weniger effizient ist, was man auch schon anhand des WLTP Werts von maximal 502km ablesen kann. Warum der Wagen von BYD überall mit einer Motordrehzahl von 23000rpm beworben wird, weiß auch keiner. Dieser Kennwert ist total unnötig. Die vergleichweise eher niedrigere Reichweite ist äußerst schade, da der Wagen ansonsten top vorne dabei gewesen wäre. Klar, 502km sind immer noch genügend Reichweite gepaart mit einer guten Ladekurve, aber es geht hier auch mehr um die höheren Stromkosten beim alltäglichen Gebrauch durch die geringere Effizienz. Man muss hier nämlich bedenken, dass der Sealion 7 über einen 93 kWh großen Akku verfügt und damit nur diese “geringe” Reichweite schafft, auf die ich im IONIQ 5 mit 72,6 kWh Akku auch fast komme.

Zusätzlich ist mir bei der Probefahrt aufgefallen, dass die 2,45 Tonnen – die man dem Teil von außen überhaupt nicht anmerkt – das Fahrzeug doch etwas träger machen. Das Fahrwerk wirkt etwas schwammiger und insbesondere bei einer kurvigen Autobahnauffahrt ist mir so richtig aufgefallen, dass der Wagen nachschiebt, obwohl ich mit derselben Geschwindigkeit gefahren bin, wie sonst beim IONIQ 5 auch. Das war eigentlich schon das KO-Kriterium für diesen Wagen – Gewicht & Effizienz. Dazu kommen in Österreich ja auch noch die neuen Abgaben auf E-Fahrzeuge seit 2025, welche die Dauerleistung und das Gewicht extra besteuern, und da landet dieser Wagen dann gleich mal bei 79 Euro zusätzlicher monatlicher Kosten! Nur so zum Vergleich, der 2025er IONIQ 5 N-Line AWD kostet hier 36 Euro monatlich an Steuern – bei ähnlich guter Performance (5,3 vs 4,5s beim BYD von 0 auf 100 km/h), Ausstattung und Größe.

Preislich lag das Angebot für den Sealion 7 bei einem effektiven Gesamtzinssatz von 5,4%, Anzahlung von 10000 Euro, 36 Monate Laufzeit und 15000km Fahrleistung bei 527 Euro monatlich. Auch kein Schnäppchen, aber weitaus günstiger als das Hyundai IONIQ 5 Angebot. Das lag bei 792 Euro mit den gleichen Eckdaten. Dies war dafür zwar ein Operating Leasing ohne Restwertrisiko (aber exkl. aller Pakete und Versicherungen!) – aber naja, trotzdem nicht wirklich der Schnapper, da hier noch nicht einmal eine Anhängerkupplung oder ein Panoramaglasdach dabei waren und nur die günstige “Uni-Lackierung”. Eine Anhängerkupplung ist bei Hyundai übrigens vergoldet 😀 es werden für die elektrische über 3000 Euro verlangt. Ne danke.

Hier mal ein paar Fotos vom BYD Sealion 7 aus dem Schauraum bzw. später noch eine andere Farbe in weiß von der Probefahrt und wieder Abmessungen des Kofferraums.

Die Probefahrt an sich hat auch gezeigt, dass der Wagen jetzt nicht unbedingt, bzw. eigentlich wie erwartet, der effizienteste ist. Fairerweise muss man ergänzen, dass es auch verregnet und kalt war und der Wagen draußen stand, entsprechend auch ausgekühlter Akku.

Los ging es beim Autohaus Pfaller über eine kurze Autobahnstrecke nach Stockerau. In die eine Richtung waren es 16,4km bei einer Fahrzeit von 24min. Die zurückgesetzte Verbrauchsgrafik zeigte einen durchschnittlichen Verbrauch von 19,4 kWh/100km und ein Durchschnittstempo von 54 km/h (was irgendwie mit der Fahrzeit von 24min abweicht eigentlich, aber vielleicht war hier noch die Stehzeit eingerechnet beim Autohaus). Am Parkplatz in Stockerau zeigte mir das Auto auch noch einen anderen Wert an, nämlich “aktueller Stromverbrauch” von 4,5 kWh. Was dies genau einbezieht, habe ich nicht recherchiert (umgerechnet wären das ja über 27 kWh/100km). Für die Rückfahrt wurde die Verbrauchsgrafik wieder zurückgesetzt und angekommen bin ich erneut mit ca. 19,1 kWh/100km bei einem Tempo von 64 km/h im Schnitt. Das Display zeigte wieder 17,1 km Laufleistung an bei 18min Fahrzeit und einem “aktuellen Stromverbrauch” von 3,8 kWh. Also gesamt 8,3 kWh laut Display verbraucht für insgesamt 33,5km (würde 24,8 kWh/100km ergeben).

Der BYD war somit zwar noch in der Auswahl, aber es gab noch bessere Kandidaten, da ja nicht nur das Leasing oder die Versicherung mit Steuer zählt, sondern auch letztlich die Gesamtkosten mit dem höheren Verbrauch.

Tesla Model Y

Sehr ambivalent. Tesla ist für mich persönlich wegen “crazy” Elon Musk und seiner politischen Tätigkeiten in den USA bzw. weltweiten politischen Einmischungen ein Ausschlussgrund (ja… andere lobbyieren auch, usw.). Und da bin ich gewiss nicht (electrek.co Artikel) der Einzige. Hatte sogar alle meine wenigen Tesla-Aktien heuer verkauft, das geht dann gleich mal in die Anzahlung des neuen, alternativen Fahrzeugs 😉

Trotzdem wollte ich mir den neuen Tesla Model Y Juniper (konkret “Premium AWD“) mal direkt vor Ort für einen Vergleich ansehen, da ich in der Nähe des Tesla Centers in Wien war. Einen Termin für eine Probefahrt hatte ich nicht und hätte ich vor Ort dann entschieden. Zu Beginn fiel aber gleich mal das Fotografie-Verbotsschild auf, äh what, ernsthaft? Verkauft ihr hier Geheimnisse oder Autos? Also konnte ich in den Schauräumen mal von den Autos keine Fotos erstellen, aber zumindest im Auto innen, vom Kofferraum und Display.

Das ausgestellte Model Y wirkte sehr solide, optisch auch ansprechend für mich. Der geräumige Innenraum ist aber für meinen Geschmack zu kahl gestaltet. Es gibt keine Buttons, kein Front-Dashboard, kein HUD. Alles passiert nur auf dem großen Bildschirm in der Mitte. Dieser ist dafür sehr hochwertig mit super Auflösung und auch vom Touch-Feeling her besser als alle anderen Fahrzeuge bisher. Es gibt keinen Gangwahlhebel. Vor- bzw. Rückwärtsfahren macht Tesla automatisch und soll über die Kameras detektieren, wohin die Reise geht. Manuell kann man zumindest auf dem großen Display auf der linken Seite des Screens dann rauf- oder runterwischen für den Vorwärts-/Rückwärtsgang. Ich konnte das zwar nicht testen, aber in meiner Garage wäre das wohl ein No-Go, da ich zumindest 2-3x reversieren muss, wo auch vorne und hinten bzw. seitlich alles knapp ist. Das würde die Kamera vermutlich nicht erkennen, wohin ich nun wirklich fahren will. Außerdem finde ich das System für schnelles Umdrehen auf der Straße auch ungeeignet. Beim IONIQ 5 hat man den Schalthebel direkt beim Lenkrad und dreht nur daran, was extrem flott funktioniert, auch in potenziellen Gefahrensituationen. Gewiss, man gewöhnt sich wohl an alles.

Zum Glück gibt es beim Model Y zumindest den Blinkerhebel noch, da mir das Konzept mit den Blinker-Buttons mancher Model 3 auf dem Lenkrad äußerst suspekt ist im Land der Tausend Kreisverkehre Niederösterreich.

Positiv aufgefallen ist auch die Mittelkonsole mit den Schiebefächern und sehr viel Stauraum generell. Aber ob diese Schiebe-Verschlüsse praktikabel sind, kann ich nicht beurteilen. Wir haben auch Handys ohne Wireless Charger bzw. da Tesla keine Lüftung für die Ladepads hat, müsste ich auch auf Kabel zurückgreifen, wie routet man die dann durch? Oder bleibt dann eh wieder alles offen? Das Handschuhfach ist sehr minimal & klein gestaltet und auch nur über das Display zu öffnen (musste eine Weile suchen :D). Der Rückspiegel (innen) ist auch nur ein kleines Teil zur Zierde, nach hinten sieht man durch die kleinen Scheiben trotz Panoramaglasdach eh nicht wirklich viel raus. Im dort ausgestellten Model 3 hatte ich weitaus mehr Sicht nach hinten – das war unerwartet. Ein digitaler Rückspiegel wäre hier mal ein Upgrade – gibt es immerhin nachträglich von Drittanbietern. Genauso wie das Front-Dashboard/Display, kann man auch extra wo kaufen und selbst einbauen. Kostet halt wieder extra, was andere dabei haben.

Positiv war auch die sehr gute Premium Soundanlage, soweit ich das im Schauraum kurz mit dem DAB-Radio testen konnte.

Der Kofferraum im Model Y ist riesig. Mir gefällt nur das offene Konzept seitlich nicht, wo dann alles in die Lücken fallen könnte, das nicht irgendwie in einer Box transportiert wird.

Ansonsten fällt Tesla als bisheriger Vorreiter technisch immer weiter zurück. Die Effizienz und somit Reichweite vs. Akkugröße ist zwar unter den besten Fahrzeugen am Markt, aber die Ladeleistung? Es wird 250kW Peak beworben, aber das gibt es genau zwischen 10-12% herum. Danach flacht die Kurve derart stark ab, dass die Niagarafälle neidisch werden. Bei 50% nur mehr 100kW bis runter auf 50kW bei 80%. Das ist schon lange nicht mehr zeitgemäß und da zeigt Hyundai besseres Ladeverhalten seit 2021! Die Ladezeit von 10-80% ist beim Model Y mit 36 Minuten angegeben, doppelt so lange wie der IONIQ 5. Da ist ja sogar VW mit der MEB-Plattform plötzlich wieder top dabei. Ne sorry Tesla. Da müsst ihr endlich mal ran. Das Supercharger Netzwerk ist für mich auch kein Pluspunkt, da ich lokal nur zu den CCS Ladern beim Einkauf fahre und dort die gute Ladeleistung benötige. Extra zum Tesla SUC zu fahren wäre ja wieder oldschool wie Tanken fahren? In der unmittelbaren Nähe ist sowieso keiner, außer in Stockerau nun neu.

Trotz allem muss das Fahrzeug natürlich auch leistbar sein und Tesla bietet derzeit wieder eine 0% Finanzierung in Österreich an, weshalb das Fahrzeug trotzdem noch in der näheren Auswahl blieb. Mit allen für mich nötigen Optionen (Winterräder, extra Farbe, AHK, Innenfarbe weiß, Enhanced Autopilot) bei den gleichen Eckdaten (36M, 15tkm, Anzahlung 10000 Euro) landet man dann bei 423 Euro monatlich, aber mit einem Restwert von über 36000 Euro. Diesen Restwert finde ich problematisch und insbesondere bei Tesla, die früher relativ wertstabil waren, doch ein Thema. Online kann man sich alles durchklicken bezüglich Leasing, aber den Restwert leider nicht anpassen. Vor Ort habe ich einen Sales-Vertreter gefragt, ob er mir hier bitte etwas anderes bzgl. Restwert kalkulieren könnte. Ja gerne. Und dann klickt er die gleiche Onlinestrecke durch wie ich daheim? Auf meine Frage mit dem Restwert ging er dann nicht ein und drückt mir eine Visitenkarte eines Raiffeisenbank-Betreuers in die Hand. Online gelesen habe ich auch, dass man die Restwerte noch anpassen kann vor dem finalen Leasingvertragsabschluss, aber man zumindest bei Tesla mal bestellen müsste. Man erhält dann zwar bei Nicht-Abschluss die Anzahlung zurück, aber what the heck? Jedes kleine Autohaus kann diese Raten berechnen bzw. anpassen.

Somit landete der Tesla zwar im Vergleich in der Endbetrachtung, aber ist letztlich auch durch die Minimalität und schlechte Ladeleistung ausgeschieden.

Xpeng G6

Kommen wir zum letzten Fahrzeug in der Auswahl. Der Blog Beitrag ist bereits relativ lang und aufgrund meiner bisherigen Beschreibungen und Ausschlusskriterien hier ist vermutlich schon klar, wohin die Reise gehen wird. Aus diesem Grund werde ich den Xpeng G6 und meine Besichtigungen und Probefahrt in einem eigenen Beitrag mit zahlreichen Fotos beschreiben.

In der Zwischenzeit verlinke ich hier meinen ersten Eindruck der Probefahrt des G6 Performance, den ich im xpeng-fahrer.de Diskussionsforum hinterlasse habe.