Tag 3 – 02.09.2017
Nachdem wir offenbar das Ladekabel am Vortag nicht fest genug eingesteckt hatten und ich auch im Auto – warum auch immer – nicht geprüft habe, ob wirklich geladen wurde, war das Auto am Morgen zwar nicht leer, aber zu wenig Kapazität für die geplante Reise nach Oberösterreich.
Ich hatte nur ca. 119km Reichweite vom Vortag und wollte aber meine nun echte und für mich entscheidende Teststrecke nach Oberösterreich fahren mit ca. 165km, großteils Autobahn und einige Höhenmeter immer wieder. Diese Strecke muss das Elektroauto, welches auch immer es werden soll, zu jeder Jahreszeit ohne Einschränkungen in Geschwindigkeit (abgesehen von wetterbedingten Anpassungen natürlich) oder Lade-Zwischenstopps schaffen. Achja, und einen Puffer hätte ich auch noch gerne für kurze lokale Fahrstrecken 🙂
Also was tun. Zum Glück hat die EVN vor einigen Monaten in der Nähe in Grafenwörth einen Schnelllader installiert und das Autohaus Graf hat auch noch eine EVN Ladekarte beigelegt. Juhu! Also auf nach Grafenwörth und die Ladestation suchen – natürlich mit dem Stromtankstellenverzeichnis bzw. der bereits erwähnten App. Ich weiß jetzt den Ladestand bei Ankunft nicht mehr, ungefähr 56% oder so und bekanntlich lädt der Ioniq auf dem Schnelllader nur bis 94%, um den Akku zu schonen. Wir waren dort dann also ca. 20-25min zum Aufladen, währenddessen habe ich ein paar Fotos gemacht und Telefonate geführt, um die Zeit zu vertreiben, die jedoch erstaunlicherweise sehr rasch verging.
Interessant ist noch dieser solarbetriebene Mistkübel, weil dieser durch das Gebüsch schon relativ stark zugewachsen ist und somit wohl nicht den gedachten Nutzen hat. Ich habe dies mal der Gemeinde gemeldet.
Bei der Abfahrt konnte ich jedoch trotz Drücken der Taste “D” nicht abfahren. Hmm. Achja. Ladeklappe nicht geschlossen. Da wäre eine Anzeige am Display ganz nett anstatt eines nichts aussagenden Symbols. Irgendwie wollte der Wagen dann gar nicht mehr wegfahren und ich musste neu starten. Ich vermute mal Layer 8 Problem – ich hatte ja die Bedienungsanleitung nicht gelesen 😉
Bei Abfahrt war die angezeigte Reichweite, basierend auf dem Verbrauch der bisherigen Fahrten, bei 197km für 94%. Nicht schlecht, also ca. 210km für 100%. Theoretisch. Es sollte natürlich anders kommen. Die Autobahn-Strecke vor mir, kombiniert mit niedrigen Temperaturen (12-14°) und Regen ließ natürlich den Verbrauch von ursprünglich 13,5 kWh/100km etwas ansteigen. Während der Fahrt rechnete ich etwas im Kopf und hatte immer so um die 40km Restreichweite bei Ankunft. Aber warum auch immer und trotz sparsamer Fahrt (d.h. nicht Sportmodus bei der Ampel wie sonst ;)) auf den letzten Überland- und Stadtstrecken riss es mir nochmal 15-20km runter und ich kam mit einer angezeigten Restreichweite von 23km und Durchschnitt von 14,3kWh/100km an. Eventuell scheiterte es auch an meinen Kopfrechenkünsten 🙂 oder einfach das schlechte Wetter. Das war jetzt natürlich etwas knapp, aber wenn ich von einem vollen Akku wie ursprünglich geplant und nicht nur 94% ausgehe, dann ist das eigentlich ein passabler Wert. Nur ob die Strecke dann auch im Winter machbar ist. Ich denke eher nicht so gut.
Laut Fotos war die Abfahrt in Grafenwörth um ca. 9:50 Uhr und die Ankunft in Bad Hall Oberösterreich um ca. 11:30 Uhr. Hier hängte ich mich dann in der Garage – die übrigens sehr schmal ist und der Ioniq mit den Außenspiegeln geradeso reinpasste – an die Schuko-Steckdose an. Eventuell werde ich dort in Oberösterreich eine CEE16 mit 20A nachrüsten, um eine Spur schneller laden zu können.
Nach einem ausgiebigem Mittagessen und Erholung ging es dann nach ca. 2,5h Ladezeit über Schuko weiter nach Wels, ca. 30min Fahrzeit für 26km Landstraße. Diese Weiterfahrt, und sei es nur um andere Verwandte zu besuchen, ist übrigens der Grund warum ich einen zusätzlichen Reichweiten-Puffer haben möchte. Ohne der 2,5h Ladezeit wäre eine Weiterfahrt nicht möglich gewesen. Dies auch, weil in der Gegend Steyr Land weit und breit kein Schnelllader ist. Das näheste wäre dann Sattledt oder eben Wels. Sattledt habe ich deswegen nicht angefahren, weil ich keine ELLA Ladekarte habe. Ich hoffe, dass durch den BEÖ Verbund dieses ganze Ladekarten-Wirrwarr ein Ende nimmt. Für normale Verbraucher und nicht-E-Enthusiasten ist dies jedenfalls inakzeptabel. Wenn ich tanken will, dann zahle ich bei der Tankstelle mit Karte oder Bar oder wie auch immer ohne mich vorher informieren und dann auch noch eine Karte besorgen/bestellen zu müssen.
Dafür sieht die Sache in Wels gleich viel besser aus. Dort gibt es mehrere CCS Schnelllader und einer davon ist auch gratis nutzbar. Dies in Gehweite von einem Interspar für einen kurzen Einkauf und anderen Shops, perfekt. Oder auch nicht. Zuerst die Ladestation trotz guter Fotos nicht auf Anhieb gefunden, komisches Einbahnsystem mit wirren Bodenmarkierungen dort 🙂
Und dann steht auf einem der zwei fürs Laden vorgesehenen Plätzen ein Verbrenner. Ohje. Ich probierte mein Glück beim zweiten Parkplatz, auf der linken Seite der Ladestation und… musste nun zum zweiten Mal feststellen, dass der Ioniq mit seinem Ladeanschluss links hinten sehr stark eingeschränkt ist. Das Ladekabel war zu kurz und ich war schon etwas genervt. Trotz meines anfangs (leider) etwas grantigen “Sie wissen schon, dass dies ein Platz für Elektroautos zum Laden ist” zum Fahrer des Verbrenners stellte sich dann nach weiterem freundlichen Gespräch heraus, dass er dort nur sein Auto zum Staubsaugen abgestellt hat, weil bei seiner Ankunft sonst nichts frei war. Er parkte sich dankenswerterweise nun auf einen anderen freien Platz um und putzte sein Auto weiter und wir kamen noch ins weitere Gespräch über E-Autos. Anschließend nutzte ich auch noch die Gelegenheit das Auto innen zu saugen.
Insgesamt habe ich in Wels in ca. 28min 19,07 kWh geladen, als ich bei 90% abgebrochen habe – die Heimreise wäre auch schon früher möglich gewesen aber die Einkaufenden waren soeben zurückgekehrt. Während des Ladens parkte sich noch ein weiteres Verbrenner-Fahrzeug auf die linke Seite der Ladestation – trotz grün markierter Fläche an der Wand und obwohl viele weitere Plätze frei waren. Das Bewusstsein ist definitiv noch nicht in der Bevölkerung angekommen, aber woher auch. Die Symbole und Beschriftungen sind oft nicht ersichtlich oder eindeutig und es herrscht einfach noch zu geringer Anteil an E-Autos. Nachdem ich nun aber auf kein Konfliktgespräch aus war, ließ ich die ältere Dame in Ruhe staubsaugen 😉
Die Heimreise führte noch über einen kurzen Zwischenstopp in Wartberg an der Krems zurück nach Bad Hall, wo ich das Auto dann über Nacht an der Schuko-Steckdose in der Garage voll aufgeladen habe. Vor dem Bettgehen ging ich nochmal nachschauen. Just in case 🙂